Französische Sicht auf die Krise

 

 

http://www.neues-deutschland.de/artikel/919225.franzoesische-sicht-auf-die-krise.html


"Der Kapitalismus ließe sich politisch bändigen" …

 

… ist die Grundannahme jeden Sozialismus, denn "Kapital" samt seiner negativen wie positiven Folgen/Eigenschaften verschwindet ja nicht durch Umbenennungen zu "Produktionsfonds" und den Wechsel von der Privatha(f/h)ltung des K. zu Staats-, Genossenschafts, oder Beschäftigten-Eigentum usw.

Und wo es tatsächlich verschwindet, geht die hocharbeitsteilig-tauschwertige Produktion zunächst relativ zu anderen, kapital-haltigeren Produktionsformen zurück, später auch absolut, bis nur noch die reine Subsistenzform übrigbleibt, in der Produktion u. Reproduktion (wieder) weitgehend zusammenfallen.


Das ist zwar einerseits ein Sehnsuchtsort,  kann aber kein zivilisertes, d. h. hinreichend praktisch-komfortables Fundament von Gesellschaft bilden, - schon weil nicht stabil genug, um gegenüber den Hoch- praktikern der kapitalbasierten Lebensform noch hinreichend attrak- tiv zu sein, - und deren Repressionen und Verlockungen man auf die Dauer als Subsistenzler/Aussteiger aus den kapitalen Verhältnissen nicht gut widerstehen kann. Spätestens wird vor der geldbasierten Gesundheitsversorgung kapituliert (innere Kleinaussteiger wie Kommunarden u . ä.), oder eben vor den (COCOM- u. a. -) Embargen der kapitalverschriebenen Systeme, den Drohnen usw.

 


Dabei ist im "katastrophalen Management" (s. O. Artikel) des Kap's nicht die Hyperakkumulation, das "immer reicher werden" der je in der Kompetitivselektion übrigbleibenden und neuen  Kapitalstränge, das Problem, sondern der Ersatz von Steuererleichterungen für die Hyperakkumulation durch KAPITALAUFNAHMEN DES STAATES, statt den fehlenden Betrag durch inflationsgebändigte "Geldschöpfung aus dem nichts", die die gebrauchswertige Neu- schöpfung entspr. Ver-/Gebrauchsgüter von der Tomatendose bis zur Wohnung, Heizung, Strom usw. INDUZIERT bzw. NACH sich zieht, zu ersetzen.

Früher ging das oft nicht gut, weil die Flexibilität und Wett- bewerblichkeit der Sektoren noch nicht so ausgeprägt war wie heute.

"MEHR" Kaufkraft schlägt dann nämlich schnell auf die Preise um,


- wenn man sich das wettbewerblich leisten kann,

- die wachstumsmäßig ZUSÄTZLICHEN Rohstoffe u. Vorprodukte

  nicht zu gleichen Preisen  pro Menge wie zuvor beschafft werden

  können, (gilt nur für das reale Wachstumsmehr über der nicht mehr

 durch (Steuer-) Umverteilung oder durch Kredite "  gedeckten"  Finanzierung, für alles darunter bestanden ja schon Roh- u. Vor-Quellen, lediglich die Finanzierungart ändert  sich: das staatlich ausgegebene Geld wird in Höhe der Neuschöpfung nicht mehr der vorhandenen Geldmenge entzogen wie bei  " echter" Kreditaufnahme oder Steuern. ), also:

- praktische oder regulatorische Engpässe bestehen usw.,

- oder die Mehrkaufkraft liegt mit fraglichem Wert (Auto->DDR-Geld/gesteuert günstiger Preis, fragliche Lieferung), herum, weil man nicht weiß, was sonst damit anfangen ...

 

Je eher deflationäre Tendenzen erkennbar sind (sektoral beobachtet, nicht nur auf der Ebene der "makroökonomischen" Paradigmen), wie das stellenweise ja der Fall ist (Japan), desto eher kann das Risiko der Geldschöpfung a. d. n., die Inflation, auf Abstand gehalten werden.

 

Die Vertagung des Kaufkraftwiderspruches jeder mehr/tausch/wertigen Produktion, die mehr einnehmen als ausgeben wollen muß,  in staatliche, "echte" Kreditaufnahme, wie sie die BRD seit Ende der 60ger u. v. andere ja seit je (USA) praktizieren, ist angesichts der enorm gewachsenen Lebensqualitäten u. -standards Vieler unzurei- chend geworden, denn sowas setzt mit der Äqivalenz von Geldentzug aus dem GeldPool bei den Einnahmen, - gegenüber Geldeingabe in den Pool bei den Ausgaben -,  auf Statik, nicht Dynamik, so daß wir uns über z. T. deflationäre Tendenzen bei einem solchen Verfahren, bei solcher Auffassung, nicht wundern dürfen. Dies insbesondere wenn die bisherige Hauptquelle neuen, aber besicherten Geldes, der NEUvermarktetE/vermarktbare BODEN, knapp wird (Japan u. a.).

 

Das Scheitern der Sozialdemokratien ab Mitte/Ende der 70ger lag u. a.
a) sowohl in der Kreditfinanzierung von Staatsausgaben,
b) bei gleichzeitig hoher Inflation, induziert von

c) der Inflexibilität aller Produktionsfaktoren, die das so umverteilte (von den Kap.-Märkten oder aus den z. T. zuvor erhöhten Steuern) oder neugeschaffene (z. B. durch unechte Kredite) Geld, in kaum anderes als Preiserhöhungen, kaum in Mehrleistung umsetzen konnte/wollte.
d) Wesentlich daran beteiligt war der Lohnfetisch: Nicht das Verhältnis von Nachfrage und Angebot nach/von Arbeit, weil mit Produktion Geld lockte, bestimmte die Löhne, sondern Gewerkschaften. Z. T. bis zur Sackentladung an den Docks verteidigt, sollte es für jede beliebige Werktätigkeit zu einem angemessenen, also mindestens absolut wachsenden, Lebensstandard reichen.

Doch Lohnkosten gehen anders als die „Geldschöpfung a. d. n.“ oder manche Geld-Umverteilung via Steuern, DIREKT in die Kosten- u. damit Preiskalkulationen ein.

Und so sahen die damaligen Inflationsraten dann auch aus. In Verbindung mit dem Wachstum der Staatsverbindlichkeiten sahen sich Schmidt & Co. zur Parole genötigt, „den Gürtel enger zu schnallen“. Doch gerade dazu war man ja nicht auf der Welt, - und wählte Reagan, Thatcher, Kohl.


Statt fast auschließlich über Lohnerhöhungen Prosperität zu erzwingen zu versuchen, ist es daher sinnvoller, die Nachfrageseite direkt, nicht nur über den Umweg der (Lohn-)Arbeit, zu stärken, solange die Angebotsseite solche Gaben in (Mehr)Produktion umsetzen kann und will. Dies dürfte aktuell zumal deshalb gelten, als wir eben 3 Jahrzehnte angebotsorientierter Wirtschaftspolitik hinter uns haben.


In Wirklichkeit passiert dergleichen schon massiv, z. B.  über Eltern- u. Kindförderungen. Sie sind so allgemein an Erwerbstätigkeit geknüpft (Anrechenbarkeit bei ALGII und Grundsicherung, Steuervorteile nur bei Einkommen aus Vermögen oder lukrativer Erwerbstätigkeit), daß sie nie direkt die Preiskalkulationen des Gewerbes beeinflusen.

Wir haben da schon längst ein ‚arbeitsfreies’ Grundeinkommen, daß die an den reproduktiven Kosten der guten Existenz ausgerichteten Lohnerwartungen soweit runtersubventioniert, daß  es von den Lohnkosten her schonmal zu einer guten Exportstellung reicht, zumindest insoweit noch Wissen, Können, und Rechtebesitz daran oder/und dessen Geheimhaltung, noch hinzutreten.


Daß der erwerbsfreie Teil der Gesellschaft gar nicht, der mittlere wenig, und das obere Drittel ganz ordentlich von diesen ‚Grund’- , d. h. nicht direkt in die Preiskalkulationen einfließenden,  -Einkom-mensformen profitieren, ist der Skandal, weniger die marginalen Schwankungen von Produktivitäts-Lohn-Scheren wie sie IMK/Gew./PdLer gern anführen.

Die noch verbliebene allgemeine Bindung solcher Einkommensur-sachen/-auslöser wie Ehe, Kinder, Alter, Krankheit, fehlende Arbeits-fähigkeit für die nachgefragten Arbeitsbedarfe, Überangebote von Arbeitskraft bis zu den Bezügen während der Bildung durch die BA-Finanzierung  usw. ,   an den Erfolg von, bzw. die Tatsache der steuerlich relevanten,  Erwerbsarbeit,  wird von den klassisch-linken Leuten der  o. g. Trias bis in die CDU/CSU ebenso sachlich-logisch unbegründet wie akademisch schwach verteidigt.


Das BGE kann sehr wohl zur wirtschaftlichen Entwicklung vor dem Hintergrund der bis ins Deflationäre getriebenen Angebotspolitik der letzten 30 Jahre beitragen. Die mit Letzerem erfolgten Kostenreduktionen und Wettbewerbsverhältnisse aufs Spiel zu setzen durch Lohnmaximierung und „makroökonomische“ Pauschalregul-ationen heißt nichts anderes, als den (vermutlich zu teuren) VORTEIL dieser Stresszeit zu riskieren, in jedem Fall aber deren bisher erlittene Nachteile zu behalten, - weil wir uns nicht 30 Jahre zurück „auf Anfang“ setzen können.
Diesem wirtschaftlich vorteiligen und ethisch gebotenem Schritt steht eine ideologische Säule der Arbeitsbezogenheit entgegen. Doch der auch lutherisch-anglikanische Zwang, sich Arbeit zu suchen/nützlich zu machen und wenn man keine Gelegenheit dazu angeboten be- kommt, alles annehmen zu müssen, hat zwar zur Entfaltung der Produktivkräfte durch Ausbeutung Vieler wesentlich beigetragen, aber die Frage ist, ob das noch ethisch so erzwingbar ist, wo die Produktivkräfte halt schon sehr weit gediehen sind, - und heute in Energieverbrauch, im Anteil konstanten (Anlagen-)Kapitals und auch im Wirkungsradius sich je Arbeitsstunde um den Faktor 1000 und mehr vergrößert haben.
Man kann nicht jeden, für den’s  jeweils in Frage käme, auf  Tagebau-bagger, in die Tomatendosenfabrik oder ins patenterzeugende Labor setzen, - no way, auch wenn AZ-Verkürzung sehr teilweise noch etwas Luft bietet:

Schon die "Aufladung" der Arbeitskräfte mit einem hohem Anteil konstanten Kapitals in Form von Ausbildung, grundlegenden und aktuellen Prozesskenntnissen usw. setzt z. B. einer 3-Tage-Woche in vielen Bereichen Grenzen, - bis zur physischen Gefährdung aufgrund von Mißverständnissen durch fehlende Kenntnis von Absprachen, Defekten u. a. aktuellen Änderungen/Gegebenheiten.