Kipping und Riexinger - ihre ökonomischen Rat- bzw. Vorschläge
Alle Hervorhebungen von dos.
16. August 2012
Umverteilen statt Geld drucken!
Die Vorsitzenden der LINKEN forderten vor dem
Bundesfinanzministerium heute "Umverteilen statt Geld Drucken!" Katja
Kipping erläuterte: "Es gibt im Moment zwei Möglichkeiten, um die
Schulden abzutragen, die die Staaten für die Bankenrettung aufgenommen
haben: Geld drucken und Schuldenvergemeinschaftung oder Schuldenschnitt und Reichenbesteuerung.
Nanü! Wie sie jetzt wohl auf das "oder"
kommen? Wüsste nicht, daß man auch nur auf EINE der 4 Maßnahmen
verzichten könnte bzw. dürfte. Und von einem Diskurs zu dieser Frage, -
erst recht nicht mit denjenigen unter den Wirtschaftssubjekten, den
Habenichtsen usw., um die es der PdL angeblich besonders zu tun ist,
ist mir PdL-intern auch nichts bekannt. Vermutlich wieder "göwise
Gräyse", die darüber genau Bescheid wissen, was uns frommt und was nicht.
Wir sind - gemeinsam mit der Mehrheit der Bevölkerung Ahso!, die wurde ja kürzlich mit dieser seltsamen Alternative befragt ... - für letzteres. Die Debatte um Gemeinschaftsschulden ist verlogen. Aha... Wer für den ESM gestimmt hat, hat für Gemeinschaftsschulden und Geld drucken gestimmt. Richtig, weshalb das so scheitern wird: es fehlen Reichenbesteuerung und
VORSICHTIGE
Schuldenschnitte, einheitliche Finanz- u. andere Steuerungen (-> u.
a. Bankenunion), die für eine(n) EINHEITLICHE(n) Währung(sraum)
langfristig unverzichtbar sind.
Wir sind zuversichtlich, dass Karlsruhe ein Stoppzeichen setzt. Wenn
Karlsruhe eine Volksabstimmung anordnet, dann ist der ESM praktisch
tot. Es ist Zeit für einen Plan B. Die Kurzfassung lautet: Umverteilen
statt Geld drucken! Schon wieder so eine Pseudo-Alternative! Ohne Umverteilung kommt die Wirtschaft nicht wieder
auf die Füße. So?
Es mangelt an Geld? Wir sind zwar nach wie vor gnadenlos
überkapitalisiert, auch in der Realsphäre, aber ist ja der PdL-Führung
egal. Was fehlt, ist Kaufkraft und Kaufbereitschaft bzw. Bedarf. Je
nachdem, wohin die Umverteilung gelenkt würde, käme ein Großteil davon
wieder in die Spar- (-> Finanzmarkt) oder Sachanlagen (Immob.).
Letztere würden sich so verteuern (-> Mieten) oder zumindest einem
Teuerungsdruck daraus unterliegen, wie die Umverteilung viel und der
Anteil des Nicht-Konsums darin hoch ist.
Unter
den ökologischen und ressourcenmäßigen Restriktionen der communis
globalis und unter einer ungestraften Hebelei von Managernetzwerken, -
gerade auch in Großagglomeraten der Realsphäre, z. B. im Energiesektor
-, denen nicht nur jede Sachvernunft, sondern auch jede Kapitallogik den
Buckel runterutschen kann, solange die persönlichen Kassen stimmen,
fehlt es an verantwortbaren Kapitalallokationen für die richtigen
Projekte an den richtigen Stellen mit den richtigen Maßnahmen.
Wir
müssen den überflüssigen Reichtum in den Händen weniger abpumpen und in
die Realwirtschaft umleiten. Das ist das Geld, das wir für die
Finanzierung des sozialökologischen Umbaus brauchen."
Das wäre die allersicherste Methode, die Realsphäre dem Risko einer 60-100fachen Geldentwertung auszusetzen! Umfänge Real-zu-Finanz-Sphären etwa 1:60 bis 1:120
Wo sich ökologisch günstig Kapital einsetzen lässt, kann das sehr
dosiert auch aus dem selbstreferenziellen Kreislauf bzw. der nominalistischen Prospekt-
und Aufbewahrungssphäre abgezweigt werden. Dafür müssen die Rahmenbedingungen her.
"Pumpen" und
"Rot" = Feuerwehr + der Notarzt Axel Troost, der schmerzendes
Neugewächs, wie. z. B. den Hochfrequenzhandel, "mit dem Holzhammer"
kurieren möchte, - Na prima!
Die
Pumpen-Metapher ist im
ökonomischen Diskurs gang und gäbe. Letztlich scheint mir hinter
(nahezu?) allen dieser Sprach-"Modelle" die Vorstellung von Wirtschaft
als einer Art Chemieanlage oder ähnlichem zu stehen. Ich halte das für
gar nicht so blöd, - zunächst ungeachtet der epistem(ologisch)en Kritik
an der Modellbildung und Modell-Verwendung ((polit.) Handlungsleitung?)
wie sie u. a. Elke Muchlinski (FUB) behandelt usw.:
Aber wenn
schon in solchen Kategorien gedacht und gesprochen wird, wie sie auch
bei der Steuerung/dem Betrieb einer Chemieanlage, der
(Ab)Wasserwirtschaft o. ä. zum Einsatz kommen, dann fragt sich, warum nicht
auch die entsprechenden Steuerelemente wie für sowas üblich zur Diskussion stehen:
"Messen,
Steuern, Regeln" sind ja die drei Beine, auf denen sowas sicher stehen
kann, und eine Hochleistungsanlage, - die wir m. E. am ehesten, unserer Erwartungen/Bedarfe nach, mit "Wirtschaft" konnotieren müssen -, kommt
definitiv nicht ohne kybernetische Regelkreise aus, die innerhalb eines
Settings von Einflußgrößen SELBSTÄNDIG und vor allem SCHNELL einen
Zielkorridor der (Zwischen-) Outputs und akzeptabler Prozeßbedingungen herbeiregeln.
Schon der Erfolg der Watt'schen Dampfmaschine beruht auch ganz wesentlich auf solch rückgekoppelter real-time Regelung, - mechanisch realisiert. Vermutlich reicht dergleichen als marginale Praktik bis in die Frühzivilisationen, z. B. beim Wasserbau.
Demgegenüber kommt mir die Modellvorstellung von der Wirtschaft als einer Chemieanlage OHNE diese Elemente vor, als würde z. B. bei einem Druckanstieg solange überhaupt nichts gemacht,
bis der Druck in einem Kompartiment auf Werte jenseits von Gut und Böse
angewachsen ist: Dann tritt der Ausichtsrat (-> Regierung u. ggfls.
Parlament) zusammen und beschließt a) eine Sprachregelung, b) die
interne Betriebsfeuerwehr zu rufen, c) mit externen kommerziellen
Helfern einen schönen Deal zu suchen, bei dem auch ordentlich was für
die Privatkassen (oder anderer Vorteil) für die Verhandler und
Entscheider abfällt.
Wie sehr der Linken z. B. die dynamisch an Kurse, Preise, Margen, Umsätze, Tendenzen usw. gekoppelten Steuersätze aus den möglichen Regelkreisen bzw. wie sehr ihr REGELUNGS-TECHNIKEN ÜBERHAUPT gegen den Strich gehen mag die Tatsache illustrieren, dass man entsprechende Nachfragen (-> MdB-Büro A. Troost) gar nicht behandelt, sondern Sermon abläßt, und diese Replik(en) dann nicht nur NICHT zur Publikation im eigenen Diskussions-Bereich der PdL zuläßt, sondern sogar meine
Erstellungsarbeit im nicht-öffentlichen Arbeitsbereich (-> "Fragend-schreiten-wir-voran") dann auch noch proaktiv löscht und zerstört,
- nachdem bzw. noch während die gewünschten Formaländerungen, - nach Zusage
der Veröffentlichung durch die PdL-Geschäftsstelle, die mich angeschrieben hatte -, von mir vorgenommen
waren/wurden.
Auch
auf den Hochfrequenzhandel mit stolzem "Holzhammer" (PM-Text), also mit
dem Verbot zu reagieren (MdB Troost/PdL), zeugt von der inneren Distanz
dieser Leute zu soetwas, aber auch zu ihrem eigenen
sprachlich-begrifflichen Instrumentarium, dessen Zuverlässigkeit und
Erfolgsgeschichte sie mit ihren Vorstellungen vom "Pumpen" usw. bei der
Technik, Physik und Feuerwehr gerne leihen wollen.
Daß
auch alle anderen Lautsprecher in der ökonomischen Landschaft, von der
Akademik über die Politik bis zu den Wirtschaftsubjekten selbst, von
soetwas nichts halten, sondern für die marginalste "Klappensteuerung",
d. h. den Steuersatz x um y rauf oder runter zu setzen, noch ein z.
T. mehrjähriges Gesetzgebungsverfahren aufrufen, macht den
Diskurs auf der Basis von "hier pumpen" usw. so INSGESAMT
unglaubwürdig.
Während man Klein- und Einzelsubjekten der Wirtschaft das insoweit nachsehen kann (und berücksichtigen kann und muss),
als sie ja nicht in die Situation geraten wollen, ständig umkalkulieren
zu müssen, basieren z. B. fast alle hoch- u. normalfrequenten Börsen
jeder Art auf vielparametrigen Entscheidungstabellen- u. -systemen,
denen es egal sein kann, ob sie neben 10 bis 200 Parametern noch den,
für die nächsten 3 Sekunden (beim HfH, 6 h bei Normalbörsen)
zugesicherten, gültigen Steuersatz für eine Zieltransaktion mit ins
Kalkül nehmen bzw. nehmen müssen.
Wer (makro-ökonomisch) steuern will, muß (im Detail) regeln können, - doch davon ist nirgends etwas zu sehen.
Vergl. auch meine Anmerkungen 2007 ff. zu dem Auslöser der Lehman-Katastrophe, die Übernahme
der Bank "Bear Stearns" (mein bonmot damals: "the steer burns").
Des
weiteren ist zu fragen, welche Wahrheiten der "Ökonomie" jenseits der
physikalisch-technischen Modellierung und des finanzmarktlichen
Produktdesigns durch beste, in Monatsfristen "auf Wirtschaft"
umgeschulte Physikabsolventen noch zu finden und zu berücksichtigen
wären.
Dazu gehören:
1. Selbstreflexivität der
ökonomischen und anderen Lehren, Ansichten und Handlungen in/auf das
"Gegenstandsfeld" der Ökonomie. -> Siehe z. B. die Wirkungs-Matrix
aus zutreffenden/unzutreffenden mit den (un)bekannten bzw.
(un)geglaubten Prognosen.
1.1 Systemtheorie sich selbst (teil-) erkennender Systeme unter Unsicherheit.
2. Stochastik und Systeme unter Unsicherheit, Potentialauf- und -abbau (= Physik) -> Trigger ( = Stochastik u. a.)
3. Historizität, z. B. beim Geld ...
4. Diskursgrenzen finden und behandeln. (z.B. Gunnar Heinsohn, der bei
Sloterdijk/Safranski nur über "gedecktes" Geld reden wollte.)
5. ...
...
Zur Fortsetzung ...
Anregungen und Kritik, gern auch zur Veröffentlichung, an:
info(at)digitale-demokratie.net