Kampf ums Glück

Über das Glück im materialistischen Zeitalter
Von Philip J. Dingeldey

Da steht sie also: Eine reiche und prominente Frau vor ihrer Villa und weint in Strömen. Nach ein paar Sekunden schluchzt sie ins Mikrofon, dass der Reichtum allein nicht glücklich mache, da er ihren Mann nicht vor dem plötzlichen Tod geschützt habe.
Da steht er also: Ein ärmlicher Hartz IV-Empfänger in Second-Hand-Klamotten, der vor dem Plattenbau ins Mikro jubelt, dass der Reichtum allein nicht glücklich mache, da er trotz der Armut in seiner Ehe superglücklich sei.
Was für eine schöne Welt, wo es auch den Reichen per Schicksal an den Kragen geht und auch der Arme mit ein bisschen Romantik sein Lebensglück finden kann. Bei solchen Bildern muss jedem sozial Denkenden übel aufstoßen, denn wer lebt schon von der Liebe allein?!
Fakt ist: Glück hängt vor allem von der sozioökonomischen und materialistischen Basis des Individuums ab! Jeder, der dies bestreitet, wie es gerne in diversen Promisendungen passiert, zementiert nur die Ungleichheit und befriedigt gleichzeitig die Sucht des Zuschauers nach Schadenfreude gegen den armen Reichen.
Nein, auch die Glücksforschung, nicht nur "Promisendungen", sowie andere Wissenschaften erkennen nur schwache, oft gegenteilige "Kopplungen"  erlebter 'Umsetzungen' verschiedenster Glücksvorstellungen  und/oder der Kopplung von Glücksgefühlen mit materieller Distanz zu Not und Elend in den Grundbedürfnissen, mit materiellem Wohlstand oder gar Reichtum, - bzw. ergibt die Empirie keinerlei Hinweise auf ein "vor allem" das "Fakt" wäre.
Zwar muß man an die letzten 15 bis 20 Jahre noch weitere 20 dranhängen, um zu sehen, wie stabil z. B. Werte für Bangladesh sind, aber von einer vorrangigen "Faktizität" der Glück-Materialismus-Kopplung kann man nun WIRKLICH NICHT sprechen !!!

Bevor wir dieser These nachgehen, müssen wir uns die Frage stellen, was das Glück ist. Ist Glück das höchste Gut? Dies bejahten zahlreiche Philosophen, Schriftsteller und Intellektuelle – von Aristoteles und Epikur, über John Stuart Mill bis zu Hermann Hesse – und nur wenige wichen davon ab. Das Glück ist nur schwer zu fassen und zu definieren, aber immerhin haben die Meisten klare Vorstellungen davon, was sie persönlich glücklich macht. Denn fragte man jemanden danach, so würde er mit Wahrscheinlichkeit so etwas antworten, wie eine Familie zu haben, ein Haus, bestimmte Güter, beruflichen Erfolg, Prestige etc.
Man hat ja vielfach gefragt, aber wieso fragt der Autor nicht danach, oder stellt sich mal mit der Frage auf die Straße, an Schul- u. Betriebstore : "Was würde Dich/Sie glücklich machen", bis 3 Nennungen möglich ...
... und solche WÜNSCHE, materieller, sozialer oder sonstiger Art und deren Erfüllungen führen ja noch lange nicht zum subjektiven oder, soweit denkbar, sogar objektiven 'Glück'   wie eben die Forschung zeigt.


Für die Lebensentwürfe einer Majorität gilt als klar, was ihnen persönlich Glück bereitet. Diesen Durchschnittsentwürfen entgegen haben die meisten Denker, die sich mit dem Glück auseinandergesetzt haben, ihm einen ethisch-normativen Wert zugeordnet. Das machen auch viele der Normalmenschen, - kein Philosophen-Privileg und dort ebenso stark hinterfragt wie bestätigt! In der auf Platon und Sokrates aufbauenden antiken Philosophie galt Glück meist als ein Wert, den nur der tugendhafteste Philosoph, der eine Kaste bildete, erreichen konnte, abseits der normalen Bürger oder Politiker. Glück galt ergo als mit den Tugenden verbunden. Zu diesen gehört auch die Gerechtigkeit. Ist also nur der wahrhaft glücklich, der gerecht oder gut ist? Und erneut: Was wäre diese Gerechtigkeit? Bei Mill war der Wert des Glückes und des Genusses immerhin insofern normativ, als es galt, für eine Majorität das Glück und den Genuss zu maximieren.
Doch um die materialistische Glückthese der Einleitung zu belegen, müsste gelten, dass das Glück des Individuums nicht zwangsweise und eher selten ein ethisch-normativer Wert ist.
Wieso, 'gelungener Materialismus' kann/muss nicht/ ein ethisch-normativer Wert und 'das Glück' zugleich sein, - was soll daran dezisiv für die Frage sein, ob, quasi über die Köpfe der Menschen hinweg, die Vorrangigkeit MATERIELLER "Grundbedürfnisse" vor die sozialen festgestellt werden kann?
Da hilft auch das intellektuelle Präludium von Sokrates bis Hesse (der sich im übrigen gegen die  Vorrangkeit des Materiellen beim Glück MASSIVST gewehrt hat!) überhaupt nicht, dieser Zuspitzung
Tragkraft zu verleihen.   

Die meisten Menschen scheinen zu wissen, was sie glücklich macht. Das hörten wir schon. Wie schon angedeutet, irren sie sich dabei in hohen, oft mehrheitlichen Prozentsätzen, wie die langfristige Nachverfolgung nach Wunscherfüllung gezeigt hat. Im Laufe des Lebens bilden sich klare Wünsche heraus, was sie in ihrem Leben tun und erreichen wollen.
Insoweit sie der aristotelischen Strebensethik ff. kulturell 'unterliegen', ist das oft, aber vermutlich nicht mehrheitlich der Fall bzw. unterliegt Phasen der Veränderungen und des Nicht-Wissens.
Problematisch wird die semantische Fassung religiöser u. a. Haltungen, die formal-sprachlich in die aristotelischen Kategorien dess "Tuns" und des "Erreichens" zwar noch irgendwie zu passen scheinen, aber an den Menschen und ihren Haltungen/Moralen vorbeigehen:
Was soll die Antwort auf die Frage nach dem "Erreich(t) en im Laufe des Lebens" von jemanden, der sich für dieses Leben kaum interessiert, sondern sein 'Streben' auf die Zeit nach dem Tod richtet, denn UNS Fragenden als Antwort BEDEUTEN?
Was ist mit Ertragenshaltungen, deren darin oft verbreitetes "Nichtstun" selbstverständlich auch als "Handlung"  nominiert werden kann und damit der Unterstellung von Handlungszielen (" ... will Erleuchtung" z. B. ) sehr schnell nahekommt, aber den Kern verfehlt.


Mit der Bedürfnisbefriedigung kehrt auch eine Zufriedenheit ein, die – ist die Befriedigung nur ausreichend hoch – in Glück aufgehen kann. JA, KANN! Es folgt der zum Konflikt anlaßgebende Text, der aus der richtig abgeleiteten Möglichkeit den falschen Zwang buchstäblich KONSTRUIERT:
Die humanistische Psychologie hat dies recht plausibel beschrieben: De facto existiert eine Bedürfnishierarchie respektive -pyramide: Bevor man sich um soziale Bedürfnisse kümmern kann, müssen demnach erst die Mangelbedürfnisse befriedigt sein, d. i. Hunger, Harndrang, der Schutz durch ein sicheres Heim oder Sexualität. Eine erste Kritik dieses Maslowschen Oberquatsches findet sich im Kommentarteil -go there ... (hierhin zurück mit dem Zurück/back-Buttons des Browsers):

Die akute Befriedigung dessen macht noch nicht dauerhaft glücklich. Es ist aber die Grundkondition, um glücklich zu werden. Was weiterhin UNBELEGT geblieben ist, sondern mit Hinweis auf die 'humanistische Psychologie' lediglich als "plausibel" vorgestellt wurde. Denn sind die Mangelbedürfnisse dauerhaft gestillt, können die höheren Bedürfnisse angegangen werden.
Absolut lebensfremd! Gerade die existenziell DRINGEND gebotene Befriedigung von Grundbedürfnissen, z. B. hinreichend zu Essen bei Micker-Kindern, setzt hochkomplexes, ausgeprochen hochwertiges Sozialverhalten voraus: von "ein Löffel für Papa, Onkel, Tante 1 bis 4"  bei 'älteren' Kindern, bis zum eben nicht bloß mimetischen Vormachen, sondern an schon 'gegebene' Emphatie-Reflexe des Kleinstkindes appellierendem ("hm" beim  Voressen) Sozialverhalten mit allen Ingredienzien des Sozialen wie Werten, Beziehungen usw. Aber der Autor weiss es natürlich besser: 

Dies sind normalerweise sozialer Umgang, ein gewisses Prestige, beruflicher Erfolg, Liebe etc. Dazu gehört auch – in unserem Sinn als Spitze der Bedürfnispyramide -, was der Mensch sich als Glück vorstellt. Zwar können in Hungerregionen auch eine vollwertige Mahlzeit ein großes Glück darstellen, also die Stillung eines Mangelbedürfnisses, aber würde der Hungernde dauerhaft essen können, würde diese Tätigkeit ihn nicht mehr glücklich machen, sondern er würde entdecken, dass dies nicht der Luxus des Glücks, sondern Notwendigkeit ist. So stirbt ein Mensch, der zu lange hungert; ein unglücklicher Mensch aber, stirbt nicht unbedingt am Unglücksgefühl (er kann aber den Suizid präferieren). Ja hier kommt langsam der (Existential?-) Ontologismus/Substanzfeti-schismus zum Vorschein: Prävalent ist demnach, was/dessen Fehlen/ den SICHEREN Tod/das biologistisch aufgefasste Überleben/ bedeutet, UNGEACHTET der eminenten Rolle sozialer Voraussetzungen auch schon zur Entfaltung und Befriedigung von "Grundbedürfnissen" überhaupt. Klar kann nur der im Leben nach etwas Streben, der lebt. Das stellt aber mehr die Frage nach dem Kontrafaktischen, z. B. in Abwägungszusammenhängen, als daß es eine Trennung in prä-soziale und zugleich moralisch-existential-ontologisch prävalente  "Grundbedürfnisse" einerseits und "dann alles weitere" andererseits realiter geben kann. Das Fütterungsbeispiel hatte ich schon auf Linksaktiv verwendet.

Man könnte aus der humanistischen Psychologie folgern, dass das Bedürfnis nach Glück als höchstes Gut – das als Selbstzweck angegangen werden kann, wenn alle anderen Bedürfnisse gestillt sind – der Mensch genauso instinktiv kennt, wie zuvor das Bedürfnis nach Nahrung. Das jedoch scheint unplausibel. Denn das würde einen Instinkt auf einer sehr abstrakten Ebene erfordern, auf der der Körper nicht mehr unbedingt signalisiert, dass er dies dringend braucht. Daraus resultieren einige Problemfragen: Woher kommt es dann, dass man zu wissen glaubt, was einen glücklich macht? Und hat man das Glück und den Wert, der es einen beschert, über-haupt autonom beschlossen? Letzteres lässt sich mit „nicht unbedingt“ beantworten; denn unsere Psyche wird ohnehin tagtäglich durch Werbung beeinflusst, wo fremde Menschen, einen weismachen, dieses und jenes zu benötigen. Der Mensch wird zum Konsumenten, dadurch, dass die Wirtschaft das Modell der humanistischen Psychologie für sich instrumentalisiert hat. Dadurch wird das Glück zu einer Ware, die der Konsument mit genug Geld erstehen kann. Damit sind wir bei den Problemen, die der Historische Materialismus, ohne auch nur die Frage des Glückes zu erwägen, aufgeworfen hat. Nur der, der es sich leisten kann, ist glücklich! Entweder eine ontologische Binse (wer glücklich IST, kann es sich auch leisten, sonst wäre er es nicht!) oder falsch: Manche sind DURCH ein Leben, das sie sich nicht leisten können GLÜCKLICH!)
Der Arme ist zwar in manchen Weltregionen fähig, die Mangelbedürfnisse zu stillen, aber glücklich wird er durch sein Überleben nicht. Da Hast DU gerade Ahnung von, - Freundchen!
Außerdem scheint man als Konsument in gewissen Grenzen durch Werbung und sozialem Umfeld diktiert zu bekommen, was einen glücklich macht. Der Mensch wird, wie Axel Honneth schon beschrieben hat, zum postautonomen Individuum. So haben zwar viele Menschen, je nach offiziell freiem Lebensentwurf, immerhin unterschiedliche Vorstellungen davon, welcher Wert und welches Gut ihnen Glück bereiten, aber en masse ähneln sich viele dieser Vorstellungen doch – und das in sogenannten pluralistischen, multikulturellen Gesellschaften. Jou, jetzt holt er das wieder raus, was er zuvor hineingetan hat - die unbelegte Einheitlichkeit der Glücksvorstellungen, die uns nicht wundern dürfte, sind doch Menschen bei aller relevanten Unterschiedlichkeit eben in vielen Selbstverständlichkeiten gleich. Mir scheint auch: nicht jedes Streben, Wollen, Wünschen usw. ist zwingend glücksgerichtet, selbst wenn das Glück "an der Spitze einer (Bedürfnis-) Pyramide" zu stehen hätte  ...

Der Mensch kann wohl ergo nur bedingt seinen eigenen Glücksentwurf konzipieren. Dieser Entwurf hat jedoch nicht zwingend mit Moral zu tun. Wenn also dem Individuum oder Konsumenten die Möglichkeit gegeben wird, das Glück zu erreichen, so ist ein durchschnittlicher Entwurf wohl der von beruflichem Erfolg, einem Traumpartner, genug Besitz, einer Eigentumswohnung oder einem Eigentumshaus, eventuell Kinder und ein paar selbstzweckliche typische Hobbies. Ein solcher Lebensentwurf macht einen großen Teil der westlichen Bevölkerung glücklich Ach ja? Man hat doch massiv den gegenteiligen Eindruck, und empirisch-statistische Gegenbelege gibt's auch reichlich.
Wobei eben ein bestätigendes Korrelat "besitzt/verfügt über/macht oder wünscht dieses oder jenes UND "ist glücklich" NOCH LANGE kein "macht glücklich" rechtfertigt! (Sondern zeigte nur, daß man das Hineingelegte, die angenommenen Prämissen, unbeschadet wieder herausholen könnte, - immerhin.)   – egal ob er nun autonom oder postautonom gewählt ist. Aber um ein solches Glücksgefühl zu empfinden, braucht man weder ein Philosoph zu sein, noch muss man irgendwelchen höheren moralischen Ansprüchen genügen. Indem Glück zu einer Ware wird, wird es aber nicht zwingend ... hat sie ?? mit Moral kaum bis gar nicht zu tun. Auch ohne den "Warencharakter" von Glück gibt es keine ZWINGENDE Verbindung von Moral und Glück, aber wenn man das Glück an die Spitze einer Bedürfnispyramide jenseits von Grundbedürfnissen hebt wie der Autor, dann sind wir damit im Sozialen und damit bei Ethik, Werten, Normen usw. mit denen Glück dann wesentlich verknüpft wäre. (suche "rebound" in diesem Dok., um zu erfahren, wo ich dieses "Zurückschlagen" der Autorreflexe auf ihn selbst angekündigt habe)   Sicherlich gibt es Menschen, die glücklich sind, wenn sie etwas tun, was aus ihrer Sicht moralisch richtig ist. Aber die Verbindung von moralischem Handeln und dem Ge-fühl des Glücks ist nicht apriori gegeben, sondern resultiert manchmal aus persönlichen Vorstellungen und Charakteren, sowie den Vorstellungen und Charakteren aus dem sozialen Kontext. sowie den sozialen Fundamentalanlagen und phylogenetisch-postnatalen Entwicklungsgegebenheiten. Sind diese Faktoren so wie beim Durch-schnittsbeispiel, spielt Ethik eine nachrangige Rolle für das Glück. So? Das scheint mir bei sowas wie Hausbesitz, Familie usw. aber doch eine eminente Rolle einzunehmen ... Was ist aber dann das Glück, wenn es eine nichtethische Ware ist? Die meisten haben eine konkrete Vorstellung, von den Dingen, die sie glücklich machen, also eben von Werten, wie einer harmonischen Familie. Ob sie dadurch wissen, was exakt Glück ist, bliebt fraglich. Diese Vorstellungen basieren aber eben nicht nur auf einem unabhängigen Verstand des jeweiligen Menschen; auf VERSTAND können solche Werte sowieso kaum 'BASIEREN', - er ist maximal für den Umgang mit ihnen von Einfluß.
es bestimmen eben auch der sozioökonomische und soziokulturelle Kontext mit, die Teile der Autonomie amputieren. Falsch: diese 'Autonomie' hat es NIE gegeben, und den im Rahmen der Marginaldiskurse zur 'Postautonomie' eingeführten "reflektierten Bürger" und ähnliche Konstrukte hat es so nie gegeben, - wohl als Imago/Selbstbild der bürgerlichen Protagonisten, die aber in ihrerr überwältigenden Masse vor allem Anpassungsmaschinen waren bzw. sind.
Durch solche sozialen Determinanten könnte man ergo mit den Vorstellungen vom Glück übersehen, was tatsächlich in der Interdependenz für ein autonomes Individuum Glück wäre.

Durch diese pragmatische, sozioökonomisch und -kulturelle Konzeption des Glückes, statt der ethisch-normativen,   Die hier vorgestellte ist aber KEINE 'pragmatische, ...' , sondern eine pseudo-epistemische. Dieses Rutschen klassischer Normativität in die Konstitution oft kaum belastbarer Episteme sieht man ja öfter, - man könnte auch sagen: der Schlupf uralter Theoreme in die modern-weissen Kittel einer Pseudo-"Wissenschaft", hier a la "humanistischer Psychologie", erspart/
verhindert ihr Begräbnis und sichert materiell-akademische Karrieren, für die man sich ansonsten ins Unbequeme und Risikoreiche zu begeben hätte.     ergibt sich eben auch die Materialisierung des Glückes, da der Mensch als Konsument ein Bedürfnis befriedigen will, wozu der Markt ihm meist die Möglichkeiten gibt. Atemraubender Reduktionismus! Betrachtet man also das Glück nicht als moralische Variable, so ergeben sich daraus neue Probleme und Denkanstöße: Denn oftmals ist Glück auch etwas abstraktes, das sich nicht materiell befriedigen lässt. NANÜ, - der Groschen fällt langsam ...?  Hier bekommt man ein Problem, dass Historischer Materialismus und Frankfurter Schule höchstens angekratzt haben: Die abstrakte Ware. Derjenige, der Glück erstrebt und der dies nur auf sich bezieht und nicht glücklich wird, indem er andere beglückt, es sei denn, sie tun dasselbe vice versa für ihn – und es steht zu vermuten, dass viele Menschen eines solchen Schlages sind (inklusive dem Autoren) – Na, nicht immer von sich auf andere schließen, - und schon gar nicht die Empirie ignorieren! Vergl. meine Einlassungen unter anderem zur Mauss'schen 'Gabe', F. R. Volz, Doron Kiesel et al. versucht nicht nur einen Mehrwert an Gütern oder Geld zu erreichen, nein, er versucht dasselbe auch beim Glück. Das Ganze hat dann nichts mit Moral zu tun, sondern mit Wirtschaftlichkeit! Ah so, die 'abstrakte, nichtethische Ware'  Glück führt sozusagen den Autor und viele andere automatisch in die Sphären jenseits der Moral, und huch wie verderbt, in Überschusslogiken?
Weiter könnte man jetzt monieren, dass wie auch beim Kapitalisten, der einen materiellen Mehrwert sucht, auch derjenige, der den abstrakten Mehrwert des Glücksgefühls erstrebt, dessen Basis eben oft etwas Materielles ist, dies auf den Rücken der ärmeren Schichten tut. Es würde ergo ein Glückskampf erfolgen! Der homo oeconomicus kämpft also nicht mehr nur um die Hegelsche Anerkennung, sondern auch um das Glück. Und tatsächlich konkurrieren nicht nur ein paar Glücksentwürfe, sondern auch die Menschen um die Glücksmasse. Das Ganze ist jedoch keine reine Ersetzung der Begriffe „Besitz“ oder „Macht“, aber es steht in einer materialistischen Relation dazu; denn es bleibt die materielle Grundlage entscheidend. Jou, die zu beweisende Behauptung  immer wieder selbst als Beleg/Begründung  anführen - dem Autor winken unzweifelhaft bald erhebliche Einkünfte ...  Zwar macht tatsächlich Geld allein nicht glücklich und verschiedene Glücksentwürfe lassen sich mit unterschiedlich vielen und teuren Gütern oder Werten realisieren. Aber die Möglichkeit, mit mehr Geld glücklich zu werden, ist natürlich höher als mit wenig Geld. Dies ist die oberflächlich 'plausible'/naheliegende Analyse des Möglichkeitsraumes und seiner Verteilungen und Stochastiken, der die Empirie aber trotz  INTENSIVSTER Bemühungen in dieser Richtung halt nicht beispringen kann. Zu den Grenzen von Analyse siehe u. a. auf ULI.   
So ist zwar dadurch, dass das Glücksgefühl und die Ware Glück nicht nur materiell und nicht für jeden gleich teuer sind – abhängend vom jeweiligen Glücks- und Lebensentwurf –, das Glück nicht rein käuflich oder nur für die Oberschicht zu haben, aber steht so doch in totaler Relation zur materiellen Basis. Denn wie soll jemand eine Handlung vollbringen, die ihn glücklich macht, die er also – nach der Befriedigung aller Bedürfnisse, wie Aristoteles schon anschnitt – zum Selbstzweck vollrichtet, wenn er nicht die Ressourcen dazu hat?! Wie sollen wir IRGENDETWAS tun/empfinden/erleben/vermeiden/denken, wenn wir die Ressourcen dazu NICHT haben? - Das ist doch wieder eine ontologische Binse! , Wie soll der Hartz IV-Empfänger glücklich werden, wenn er zwar eine tolle Frau hat, aber schauen muss, wie er über die Runden kommt?! Da gibt's viele Möglichkeiten ... und eine tolle Frau ist eine der besten Voraussetzungen für die Nutzung der meisten ...

Ergo hat der vorliegende Essay ansatzweise zu belegen versucht, dass der Wert des Glückes kein ethisch-moralischer ist, sondern, aufbauend auf der humanistischen Psychologie, ein sozioökonomischer und materieller Wert ist, der in der Befriedigung des Bedürfnisses nach Glück entsteht. Halten wir also noch einmal abschließend fest: Glück hat eine unterschiedlich hohe materielle Basis, die es nur demjenigen mit einer höheren Basis erlaubt, glücklich zu werden; Sowohl semantisch-analytisch UND empirisch: falsch, der gößere Teil der 'Glücklichen' findet sich in 
materiell schlechter(er) Stellung. Das könnte an der Majoriät der Schlechterstellung liegen, - wobei
das statistische Material das wohl bei genauerer Hinsicht NICHT als Ursache hergibt, aber auch analytisch kann das nicht wirklich überzeugen: Zwar erscheint es substanzlogisch evident, daß bsplw. mehr Geld auch mehr Möglichkeiten bedeutet, sozialfaktisch-kulturell aber eben nicht, denn jedwede Form von Besitz setzt ERHEBLICHE einschränkende Gegebenheiten und damit Einschränkungen des Möglichkeitsraumes sowohl im Haben als auch in der Erwerbsgeschichte voraus. 

diese Basis ist noch keine Glückgarantie, sondern Grundbedingung. Nein, keine Grund- oder Vorbedingung. s. o. Worin der Wert oder Selbstzweck des Glückes besteht, bestimmt teils das Individuum selbst, teils aber auch sein sozialer Kontext, ohne dass dies dem Individuum, das sich in einer freien Willensentscheidung wähnt, immer klar wäre. Ob die Entscheidung, was den Wert des Glückes ausmacht, frei ist oder determiniert, ist nicht absolut klar. Hm, 'Freiheit' oder Determination, - bei Gott keine Frage des Glückes bzw. seines Wertes, - sondern Dauerbrenner von Naturwissenschaft bis zur Philosophie des Geistes. -, auf die m. E. am besten die Systemtheorie antworten kann.
Klar ist hingegen, dass das auch Glück dadurch ein wirtschaftlicher Faktor wird, um den konkurriert wird, als ob mehr Glück des einen, weniger Glück des anderen bedeuten kann. Und tatsächlich handelt es sich bei den Werten und Vorstellungen, die als Medien das Glück realisieren sollen, so wie sie inzwischen konzipiert werden, meist um Waren – und Waren existieren nicht grenzenlos, denn das würde ja den Markt ruinieren. WAS bitte existiert denn 'grenzenlos'? Und auch ruinierte Märkte führen Waren ...  Und da so eine relative Abhängigkeit zur materiellen Basis des nach Glück strebenden Individuums besteht, Naja 'relative Abhängigkeit' - DAS hätte man auch einfacher haben können und ist was anderes als die 'Grundbedingung', Prinzip (s.u.) usw.!
entsteht durch den Kampf um Güter und Mehrwert, auch ein Glückskampf. Leider hat dies mit Moral nicht viel am Hut. Irgendwie wäre das auch ohne die Ausführungen des Autors keine wirkliche Überraschung gewesen ...

Schlussendlich bleibt zu resümieren und reflektieren, dass dies kein erstrebenswerter Zustand ist. Was oftmals bei den individuellen Glückskonzeptionen übersehen wird, ist, dass ein die Gesellschaft umfassender Glückszustand mehr Stabilität und Glück – beziehungsweise einer langfristigen Abwesenheit von Unglück – für das Individuum bedeuten kann.  Ergo sollte der Mensch natürlich überlegen, wie er der Gesellschaft ein Maximum an Glück bescheren oder sie von Unglück befreien kann, da dies auch zu seinem Wohl beiträgt. Denn bei der Kapitalisierung der glücksbereitenden Güter und Werte scheint das (post)autonome Individuum zu vergessen, dass der wahre Wert hinter dem Glück ein kollektives Glück sein könnte, dass man also das eigentlich nichtethische Glück moralisieren und vergesellschaften kann. Leider ist dies keine Voraussetzung für jedes Individuum, um glücklich zu wer-den. Kollektives Glück wäre nur ein Bonus zum individuellen Glück. Man könnte dafür etwa sozialgerechte Glücksgrundsätze entwerfen, aufbauend auf John Rawls´ Gerechtigkeitsgrundsätzen: Demnach würden die materiellen Grundlagen, die Glück bescheren können, gleichmäßig zu verteilen sein. Man kann hier nur von den Grundlagen sprechen und nicht vom Glück selbst, da ein politisches oder soziales System nie garantieren kann, dass seine Bürger in ihm auch glücklich werden. Gleiche Glücksbasis! Ausnahme dieses Grundsatzes wäre, dass jemand größere Ressourcen erhalten soll, der damit das gesamtgesellschaftliche Unglück minimieren kann. Da nämlich Glück nicht für jeden identisch ist, gilt der zweite Grundsatz nur bezüglich des Unglücks, dessen Wegnahme ein wichtiger Schritt hin zum Glück ist – und unglückliche Zustände sind für viele identisch. Das Ganze ist freilich noch höchst unkonkret; es dient ja auch nur als Denkanstoß.
Ergo kreiert sich der Mensch Vorstellungen und Werte des Glücks, wobei er dabei oft noch zu vergessen scheint, dass ein kollektiv erstrebtes Glück als höchsten Glückswert den (materialistischen) Kampf um den Glücksmehrwert beenden kann.
(pjd)


Über den Autor:
Philip J. Dingeldey, geboren 1990, studiert in Erlangen-Nürnberg Geschichte und Politikwissenschaft. Nebenher hat er schon in verschiedenen regionale und überregionalen Medien journalistische und essayistische Texte veröffentlicht. Auch in verschiedenen Anthologien und Literaturzeitschriften hat er schon literarische Kurzprosa publiziert und 2012 erschienen seine Kurzgeschichtensammlung “Koitus mit der Meerjungfra.u Geschichten am Rande” und sein Gedichtband “Afterrauch und Todesesser. Gedichte aus unserer Zeit”.
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8 Antworten auf Kampf ums Glück

  1. Linda sagt:

    Keine schlechten Über- und auslegungen, aber leider wenig investigative Arbeit.
    Wenn ich das richtig sehe, hast du das gerade während des Abiturs gelernt und zwar in praktisch gleicher Form.
    Zu wenig eigene, wirklich wissenschaftliche Arbeit.
    Aber sonst ganz nett. Solltest du mehr draus machen.

    LG.

    • pjd sagt:

      Liebe Linda,

      vielen Dank für das Lesen und deine Kritik. Du hast recht, investigative Arbeit war der Artikel nicht, aber das war von mir auch nicht beabsichtigt. Denn da es sich um einen Essay handelt, ist Investigation nachrrangig, wichtig sind diskutable, interessante Gedanken/Thesen.
      Mein Abitur ist nun schon etwas her (vgl. Vita) und hat auch nichts damit zu tun. Der Tipp war leider falsch. Nun, da es ein Essay ist, beansprucht er ja auch weder Vollständigkeit noch komplette Wissenschaftlichkeit, auch wenn ich mich natürlich auf philosophische, soziologische, politologische und psychologische Fakten oder Kontroversen stützen kann. Was du mit der eigenen Arbeit meinst, kann ich jedoch weder verstehen noch nachvollziehen. Naürlich muss ich mich bei eigenen Thesen auf andere schon erwiesene stützen, aber warum sollte das dann keine eigene Arbeit sein?! Was soll damit gemeint sein?
      Vielleicht kann man mehr daraus machen, schon möglich. Das hier war ja erst einmal ein Denkanstoß.

      LG

  2. dos sagt:

    “Bevor man sich um soziale Bedürfnisse kümmern kann, müssen demnach erst die Mangelbedürfnisse befriedigt sein, d. i. Hunger, Harndrang, der Schutz durch ein sicheres Heim oder Sexualität.”
    Das ist uralt, Maslow & Brecht, – und grundfalsch, wie die Wissenschaft seither erkannt hat und wie die Empirie lehrt, wenn man unter Leuten gelebt hat, die kaum 10% der genannten “Grundbedürfnisse” befriedigen können, bis hin zu denen in Neukölln, denen das mit Mühe leidlich gelingt.
    Vergl. dazu DIE ZEIT mit dem ‘Obdachlosentest’ in Kronberg und Neukölln.
    “Bevor man sich um Soziales kümmern kann” ist kein a-priori des Mensch-Seins und auch nicht der allermeisten Ideen des Menschseins, im Gegenteil: je mehr Grundbedürfnisse unbefriedigt bleiben, desto öfter trifft man auf hochnormative/hochmoralische Teilungskultur.
    Insoweit die Linke auf dem Brecht’schen “Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral” aufbaut, scheitert sie, weil die Hässlichkeit dieses Menschenbildes kaum zu überbieten ist: denn gerade dann, wenn es darauf ankäme, – bei Unterversorgung der Grundbedürfnisse -, auch für andere da zu sein, zieht das solcherart ‘links’ gestimmte Individuum den Kopf aus der Schlinge und lässt die andern die andern sein.(s. a. Griechenland) Und so erhalten Religionen u. ä. den Vorzug dann auch im Politischen. Das hatte Andre Malraux, DAS Oberarschloch unter den französischen Intellektuellen für das 21. Jh. so ‘aphorisiert’, – ohne DIESE Gründe (es mag weitere dazu geben) zu nennen.

    Der Autor lebt in Fürth, also im Raum Erlangen/Nürnberg wie pjd.
    Und wenn die Linke nicht soviel löschen würde, wüsste pjd den Rest nachzuschlagen …linksaktiv.de bis 14.1.2013, unter-den-linken.de, lafontaines-linke.de u. v. a. m.

    • pjd sagt:

      Dem Fürther Autor kann ich insofern danken, als dass er, wenn auch ziemlich falsche, so doch immerhin weitere Denkanstöße geboten hat.
      Ich würde einmal gerne wissen, wo welche Wissenschaft die Prinzipien der humanistischen Psychologie widerlegt hat? Wie kommt dos darauf? Siehe Punkt 1 der hierzu untenstehenden Antwort von mir.
      Nun, ich habe vor dem Verfassen des Essays mir den Beitrag in der ZEIT, den dos zitiert, gut durchgelesen und finde im Prinzip keinen wirklichen Widerspruch zu meinem Artikel. Wer will denn tatsächlich bestreiten, dass Arme sich eher gegenseitig helfen, weil sie aufeinander angewiesen sind?! Hier Fortsetzung von Punkt 2 der untenstehenden Antwort :  Die Hilfe in Neukölln undas wenige in Kronberg war nicht auf Gegenseitigkeit gestellt, weil nicht möglich. Die beiden Obdachlosen hatten nichts zu bieten.

    • Das würde ich auch nicht behaupten. Das dient aber natürlich der Befriedigung der Mangelbedürfnisse. Dies passiert aus keiner altruistischen Moral, Doch, hier schon! sondern aus der Notwendigkeit der Gegenseitigkeit. s.o.  Natürlich ist eine solche Kultur des Teilens etwas positives, was eine starke soziale und zu begrüßende Wirkung hat, ist jedoch nichts rein moralisches, im Sinne von altruistisch.  Moral muß nicht notwendig altruistisch sein, um als Moral gelten zu dürfen ...Denn, so wie ich den Artikel der ZEIT in Erinnerung habe, halfen den vermeintlich Obdachlosen diejenigen, die die Möglichkeiten hatten, wie einem eigenen Obstladen etc. Jemand, der einen Obstladen besitzt, auch wenn er sonst sehr arm ist, kann viele Mangelbedürfnisse stillen und dadurch schon wieder anderen dabei helfen. Ja, und? Wo ist der Vorteil des 'habenden' Obstfritzen z. B.? Also ich kann darin nur die NICHT-Reziproke 'Gabe' sehen, ein EINSEITIGES Teilen ... 
      Viele interpretieren Brecht in die humanistische Psychologie hinein, so wie dos. Das ist so abgedroschen, wie es unvollständig ist. Brecht wollte in seiner genialen “Dreigroschenoper” mit diesem zynischen Beitrag, den jemand singt, der sich auf anderer Kosten bereichert, nicht allein das zum Ausdruck bringen. Mich interessiert zunächst was Brecht ausgedrückt HAT, erst sekundär sein Ausdruckswollen, - und wie er gelebt hat. Da kam das Fressen recht häufig vor der Moral.   Aber nehmen wir an, der Satz passe exakt auf das Prinzip der humanistischen Psychologie: Dann ist das immer noch ein hässliches Menschenbild, da besitzt dos wohl Recht. Es zeigt allerdings, wie hässlich das Menschsein werden kann, wenn es um die Befriedigung der Mangelbedürfnisse geht (und dazu zähle ich auch die Sexualität bis zu einem gewissen Grad) und dazu stehe ich. Mit der Hässlichkeit der milliardenfachen Mangelsituation die moralische Hässlichkeit und weder analytisch noch empirisch zu rechtfertigende 'Bedürfnispyramide' konterkarieren?
      Damit will ich niemandes Kopf aus einer moralischen Schlinge ziehen, Jou, nicht wollen aber 'bloß in Kauf nehmen' ? aber es verhält sich in enormen Notzuständen so, Jou, immer wieder behaupten, hilft gegen unbequeme Realitäten ... ob das angenehm ist oder nicht, ob dos diese Welt mag oder nicht. Nein, dieser Teil des (letztlich pseudo-)linken Wurzelgeflechts macht die Welt schlechter als sie ist, um sich damit Dispens zu erteilen  für unmoralisches Verhalten in äußerst großzügig (bis ins Sexuelle hinein!) definierten "Mangelsituationen"   - auch a la Brecht!
      Eine moralische Entbindung bietet mein Essay nicht, wie ich finde (auch wenn manche etwa Brechts Moralsatz so auslegen möchten – Brecht tat das aber nie Von Wegen!). Wenn manche das so herauslesen wollten, so hoffe ich, sie kommen zu anderen Ergebnissen.

      Es ist weniger der Essay selbst, sondern seine Maslowsche Grundlage, die einen "Materialismus" exakt nach jenem bürgerlichem Gusto konstruiert, wie ihn die geschäftstüchtigen Schichten tagtäglich anwenden und so auch locker von Thatcher kommen könnte: "Am Ende des Tages/Letztlich/in der Not/ganz unten gibt's nur den Einzelnen und keine Moral, - und schon gar keine altruistische. Materielles ist prävalent gegenüber allem andern bzw. Vorbedingung für alles weitere.

    • Dergleichen KANN beim besten Willen nicht Grundlage fundamentaler Überlegungen z. B. zur linken Ethik u. ä sein, sein wie sie jpsb und wohl auch der Autor wünschen.
      Wenn doch, wie in der Linksgeschichte zu 99% vertreten, sind die outcomes dann auch von genau der kleinbürgerlich-miesen Art, die wir in den Funktions- u. Verantwortungsträgern ebenso wie in basischer Doppelbödigkeit erkennen. Da kann der Nichtlinke auch gleich bei den bürgerlichen Originalen bleiben, - was er ja auch tut.



      • dos sagt:
        Dein Kommentar muss noch moderiert werden.

        “Dem Fürther Autor kann ich insofern danken, als dass er, wenn auch ziemlich falsche, so doch immerhin weitere Denkanstöße geboten hat.”

        Oha, da hat sich jemand mit SEHR ‘abgehangenem’ Zeug weit aus dem Fenster gelehnt und kriegt vom frischen Wind voll die Lade vor die Nase gehauen, – das tut weh und provoziert Gegenreflexe, wobei ich den Eindruck habe, dass diese keinen längeren Bestand haben können oder sogar im Rebound den so Austeilenden erneut treffen, – ich geh’s mal der Reihe nach durch:

        1.
        “Ich würde einmal gerne wissen, wo welche Wissenschaft die Prinzipien der humanistischen Psychologie widerlegt hat? Wie kommt dos darauf?”
        Experimentelle Verhaltensforschung incl. Verhaltenspsychologie, vergleichende Sozial- u. Kulturwissenschaft, Hirnforschung, Phylogenese und Enwicklungspsychologie erkennen ‘den Menschen’ eher als Sozialwesen mit entspr. Moralitäten, – unter (fast) allen Umständen, gleich in welch’ schlechter Lage er sich befindet, haben Sozialbedürfnisse oft sogar Vorrang vor EXISTENZIELL relevanter Bedürfnisbefriedigung.

        Natürlich nur insoweit die “Prinzipien der humanistischen Psychologie” nicht weitgehend begründungsfreie Konstitutive des Epistems der “humanistischen Psychologie” eben selbst sind, die sich zirkulär selbst bestätigen, bzw. stets eben das aus ihrem Gegenstand hervorholen, was zuvor (Epistemkonstitutive) hineingelegt wurde:
        Solche ‘Erkenntnisse’ kann keine Empirie und kein Gedanke ‘widerlegen’, ohne das Epistem zu verlassen. (Was solche Erkenntnisse nicht völlig wertlos macht, denn immerhin zeigen sie, daß das Hineingelegte das (Pseudo?-) Epistem und z. T. seinen Gegenstand übersteht, – und z. B. nicht davon zerfressen wird, was man ja auch schon gesehen hat.)

        Ich komme darauf nicht nur aufgrund über 40-jähriger Beschäftigung mit diesen und anderen Fragen im Feld der Akademik und Publizistik, Wissenschaft und Philosophie sondern auch durch persönliche Erfahrungen, die vom Ghetto in Kingston und Montego-Bay, Leben bei allerärmsten Zuckerrohr-Kleinstbauern, über Havanna u. ä. miserable Exotica und auch hiesige Erlebnisfelder reichen. Auch schlichte Berichte der Verwunderung, unter allerschlechtesten Lebens- bzw. Sterbebedingungen den vielbeschworenenen “Kampf jeder gegen jeden” NICHT zu sehen, sondern die praktische Gültigkeit von grundlegender Teilungs-Moral und anderer Normen zu erleben, führten neben der Epistemkritik zu meinen Einwänden.

        2.
        Ich habe nicht “den” ZEIT-Beitrag “zitiert”, sondern auf zwei zusammenhängende ZEIT-Beiträge VERWIESEN.
        Schaun wir mal, wie es ansonsten mit der selbstbescheinigten Gründlichkeit bestellt ist:
        (Zwischensave, wird fortgesetzt)

  3. jpsb sagt:

    Ich finde der Text bietet viele Anregegungen über den alltagspolitischen Tellerand zu blicken. Ohne eine fundierte Reflexion von Kategorien wie Glück, Moral und Ethik verkümmert eine profunde Auseinandersetzung mit dem materiellen Entwicklungskontext.

    • dos sagt:

      Nur zu …!

      Mir wird jedenfalls die soziale Alltagswelt sehr viel verständlicher in der Erinnerung an diesen Zweig des linken Rhizoms:

      Klar muß ein AN-Vertreter, z. B. bei VW, ERST seine sexuellen Bedürfnisse befriedigt haben, bevor er sich um “soziale Bedürfnisse kümmern” kann. Dass das dann eine brasilianische “Geliebte” für 10 bis 30.000 Euro im Monat ist …

      Zugleich trägt der Essay das seltsame Verständnis Maslows von der Sexualität als einer präsozialen/nichtsozialen/asozialen Sache in die heutige Zeit.

    • pjd sagt:

      Vielen Dank für das Lesen und die Reflexion. Damit hast du Recht. LG

      • dos sagt:

        Gern geschehen! Und bitte weitermachen in DEINEN Reflexionen, – die ihrerseits notwendig zum Teil etwas dessen ‘reflektieren’ müssen, was in Schule und Studium so gelehrt wird, heute, -noch.
        Es hat deutlich über 40 Jahre gekostet, mich von den ‘geheimen’ wie offenen Curricula aller polit. Verortungen gedanklich zu emanzipieren, – wenngleich dieser Prozeß sehr früh anfing.

        Zu fragen wäre z. B., inwieweit die MORALISCH-ETHISCHE ENTLASTUNGSFUNKTION, die die krititisierten Theoreme ja geboten hatten, und die für einen nicht geringen, auch einflussreichen Teil “der Massen” des 20. Jh. äußerst attraktiv waren, in den Vorzeichen gewandelt und so erhalten werden kann:

        Haben wir nicht das (partikulare) RECHT Verhältnisse zu schaffen, in denen wir NICHT oder zumindest nicht existenziell, ständig in moralische Anspannung mit dem hohen Risiko des moralischen Versagens gestellt sind ?

        Welche Mißbrauchsmöglichkeiten/Gefahren ergeben sich aus einer solchen ‘Position’ bzw. bleiben auch unter Vorzeichenwechsel erhalten ?
        Und 100 weitere ähnlicher Fragen stellen sich in diesem Zusammenhang …

      • dos sagt:
        Dein Kommentar muss noch moderiert werden.

        Ok, ich hatte übersehen dass es oben eine Antwort zu meinem 1. comment gibt, und dass das hier mit “Recht haben” und lgs usw. sich auf jan bezog, der schön allgemein “Ohne eine fundierte Reflexion von Kategorien wie Glück, Moral und Ethik eine profunde Auseinandersetzung mit dem materiellen Entwicklungskontext” verkümmert sieht.

        Jetzt kümmere ich mich um die Antwort oben.

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